Stellen Sie ehemalige Mitarbeiter wieder ein?
Die Meinungen zu diesem Thema sind geteilt. Je nach Firmenkultur und Branche sind viele Ansichten möglich. Vom extremen:
„Wer uns einmal verlassen hat, verwirkt eine Rückkehr“, bis zum: „Wer schon bei uns war, ist herzlich willkommen“, sind eine Palette von Haltungen gegenüber ehemaligen Mitarbeitern möglich. Gründe dafür sind einerseits Enttäuschung der Firmenführung über Kündigungen, obwohl möglicherweise in die kündigende Person viel an Personalentwicklung investiert wurde. Anderseits besteht die Ansicht: „Ehemalige Mitarbeiter sind bei uns mit Stärken und Schwächen bekannt und sie kennen unsere Verhältnisse, Produkte und die interne Organisation“. Deshalb sind sie willkommen.
In den USA wurde jetzt erstmals untersucht, wie sich Firmen bezüglich Wiedereinstellung verhalten (hppp://bit,ly/21nVeyv). 300 Personalmanager wurden befragt. Ebenso eine Vielzahl an Berufstätigen, mit der Frage, ob sie sich von einem ehemaligen Arbeitgeber wieder anstellen lassen würden. Das Ergebnis erstaunt. 98% der Arbeitgeber würden ihre ehemaligen Mitarbeiter wieder einstellen. Aber nur 48% der Berufstätigen würden zu einem ehemaligen Arbeitgeber zurückkehren. Sogar nur 17% zu ihrem ehemaligen Vorgesetzten.
Basis für dieses Ergebnis ist der Umstand, dass jede Kündigung eine Vorgeschichte hat. „Man“ kündigt nicht, wenn man integriert, motiviert, zufrieden und glücklich ist mit dem Job. „Man“ kündigt nur, wenn Differenzen bestehen, meist im menschlichen Bereich. Oder wenn neue Herausforderungen gesucht werden, weil der bestehende Job zur Routine geworden ist. Berufstätige wollen ihr Handeln gegenüber andern (Freunde, Familie, Mitarbeiter) immer begründen und deshalb wird ein negativ erscheinender Umstand als Kündigungsgrund herbeigezogen. Und weil dieser Umstand zu einer hohen Wichtigkeit frisiert wurde, muss daran festgehalten werden. „Man“ würde als unredlich beurteilt, wenn man ein Jahr nach erfolgter Kündigung verlauten ließe, man sei wieder zurückgekehrt.
Anders denken die US-Personalmanager. Sie beurteilen die Wiedereinstellung ehemaliger Mitarbeiter aus folgenden Gründen positiv:
- Die Einarbeitungsphase ist kürzer.
- Das Unternehmen profitiert von Mitarbeitern, die auch einmal andere Verhältnisse und Vorgehensweisen erlebt haben (Betriebsblindheit).
- Ehemalige Mitarbeiter bringen zusätzliche Erfahrungen mit. Besonders in Technologiebereichen sehr wichtig.
- Ehemalige Mitarbeiter können wir besser einsetzen, da uns deren Stärken und Schwächen besser bekannt sind.
- Das Unternehmen kann von den Zurückkommenden lernen.
Wohl selten, aber trotzdem kann in den USA vorkommen, dass mit einem Mitarbeiter ein Agreement gemacht wird, wodurch er für eine gewisse Zeit bei der Konkurrenz anheuert, um nachher die Erfahrungen in der alten Firma einzusetzen.
Die HR-Manager beurteilen die Wiedereinstellung als sehr positiv, doch, was tun sie dafür? Gibt es spezielle Kandidatenbanken von ehemaligen Mitarbeitern? Werden ehemalige Mitarbeiter öfters mal kontaktiert? Können sich ehemalige Mitarbeiter an besonderen Informationen erfreuen? Findet überhaupt eine systematische Betreuung statt? All diese Fragen müssen leider mit einem Nein beantwortet werden. 10% der Ausgetretenen geben sogar an, dass ihre ehemaligen Chefs alle Brücken zu ihnen abgebrochen hätten.
Da liegt ein Tätigkeitsfeld brach, das mit etwas Aufwand zu guten Rekrutierungserfolgen führen kann. Es gilt, den weiteren Karriereweg aller ehemaligen Mitarbeiter zu verfolgen, sie mit Informationen zu versorgen und sie damit zu motivieren, an eine Rückkehr zu denken. Ob in gleicher Funktion oder anderer (Karriere) ist vorerst nicht wichtig. Wichtiger ist das Potential, das der Konkurrenz überlassen wird und im Zeitalter des Fachkräftemangels für das eigene Unternehmen so notwendig wäre. jb