Manager sind selten Unternehmer

Eigentlich müsste man annehmen, dass in  der Spitze von Firmen Unternehmer wirken. Bei genauer Betrachtung sind es Manager, denen unternehmerische Selbständigkeit völlig abhandengekommen ist. Diese Behauptung grenzt an Ehrverletzung und muss deshalb klar begründet werden.
In der SWISSCONSULT haben wir vor ca. 20 Jahren ein Persönlichkeitsprofil entwickelt, das auf der Stellungnahme der Person zu 80 Behauptungen basiert. Dabei werden grundlegende Eigenschaften der Person gemessen, beispielsweise Optimismus-Pessimismus oder Initiative-Anpassung usw. Eine Messachse ist Selbständigkeit-Unselbständigkeit. Im Laufe von 20 Jahren hat sich gezeigt, dass Manager grösserer Firmen eine höhere Unselbständigkeit aufweisen, als Selbständigkeit. Ebenso eine höhere Vorsicht, als Mut. Das, was ein Unternehmer ausmacht, mit fliegender Flagge vorangehen, das geht den Managern ab. Sie sind heute angepasst in Netzwerke und müssen sich nach allen Seiten absichern. Von ihnen wird nicht mehr Kämpfertum erwartet, sondern Ausrichtung nach dem herrschenden Wind. Sie dürfen nicht mehr entscheiden, sondern – infolge der Zentralisierung selbst internationaler Konzerne – nur noch Entscheide durchführen.
Wenn die Manager über 50 Jahre alt sind und von einem Unternehmen aus irgendwelchen Gründen entsorgt werden, zeigen sich Unselbständigkeit und fehlender Mut, mit der Situation fertig zu werden. Eigentlich haben sie Unternehmensteile oder sogar ganze Unternehmen geführt, gut verdient und werden meist mit einem goldenen Fallschirm freigestellt. Doch selber Unternehmer zu werden, selber etwas auf die Beine zu stellen, selber Risiko zu tragen, dafür fehlen Mut und Selbständigkeit. Trotz schlechter Erfahrungen durch den Absturz suchen sie wiederum in ein gemachtes Nest zu sitzen. Auch wenn ihnen vielleicht nach kurzer Zeit wieder das gleiche Schicksal blüht und sie dann noch weniger Chancen haben, ein gemachtes Nest zu finden.

Unternehmer mit hoher Selbständigkeit und grossem Mut findet man eher bei jungen Menschen. An den Start-ups, die heute gegründet werden, sind junge Menschen beteiligt. Vielfach Menschen, die noch nicht einmal ihr Studium abgeschlossen haben. Sie sehen Marktchancen für ein Produkt oder eine Dienstleistung und da sie noch nicht durch eine Karriere in die Unfähigkeit (Peters-Prinzip) betroffen sind, gehen sie unbekümmert drauf los. Das sind die Unternehmer, die Neues schaffen, die unsere Wirtschaft beleben und die Förderung durch den Staat und private Institutionen erhalten sollten.  Dieser Mut muss belohnt werden. Unternehmertum muss viel mehr unterstützt werden, denn Unternehmertum schafft Mehrwert, Wachstum an Arbeitsplätzen und damit Wohlstand.
Doch der Staat verliert Geld über Arbeitsämter, die sich mit Ex-Managern abgeben müssen. Ihnen steht eine hohe Arbeitslosenunterstützung zu, sie werden in Kurse geschickt, wie man sich bewerben sollte, obwohl sie jahrelang selber Kandidatenunterlagen geprüft haben. Sie sind nicht mehr selbständig und haben keinen Mut mehr. Ihr ganzes angesammeltes Wissen liegt brach. Vorher haben sie ein fürstliches Jahresgehalt nach Hause gebracht und sie (inkl. Gattin) erwarten, dass ein neues gemachtes Nest den bisher gepflegten Lebensstandard ermöglicht. Zum Unternehmer zu mutieren fehlen Mut und Kraft und dazu braucht es Investitionen und ob das Geld wieder zurückkommt ……….?Jeder Manager sollte sich im Laufe seiner Karriere ständig fragen, wie es wäre, wenn er auf eigenen Beinen stehen würde. Die Alternative, selber ein Unternehmen aufzubauen oder in Selbständigkeit sich eine Kundschaft für sein Wissen und seine Fähigkeiten zuzulegen, sollte permanent überlegt werden. Damit wird auch unternehmerisches Denken und Überlegen geübt und bietet Sicherheit für Lösungen, falls irgendwann die Entsorgung aus einem Unternehmen droht.  jb