Was treibt Menschen zum Stellenwechsel?

Das einzig Stetige ist der Wechsel. Die Ver­änderung gehört zur Natur, zum Leben. Wir leben in einer Evolution. Ohne Veränderung keine Entwicklung, kein Fortschritt. Auch wenn es nicht immer einfach ist, so wird das Leben dadurch interes­sant, bringt etwas Neues, bietet Abwechslung, enthält Abenteuer, gibt Herausforderun­gen. Veränderung bedeutet aber auch Ungewissheit und birgt Risiken. Gewisse Ängste, die damit einhergehen, sind nachvollziehbar und verständlich. Im privaten wie beruflichen/geschäftlichen Kontext gilt es daher, eine ausgewogene Balance zwischen Bewährtem und Veränderung, Tradition und Fortschritt herzustellen.

Auch Stellenwechsel in Unternehmen sind  unter den ein­gangs erwähnten Gesichtspunkten zu sehen. Fluktuation ist etwas Normales und dient der Entwicklung des Unternehmens. Wir unterscheiden  zwischen interner und externer Fluktuation.  Interne Stellenwechsel gehören zur Personalentwicklung oder „Talentmanagement“. Damit werden dem Mitarbeiter Perspektiven aufgezeigt, was die Bindung an das Unternehmen festigt. Die interne Fluktuation hilft deshalb den Mitarbeitern wie auch dem Unter­nehmen, das sich auf diese Weise Fähigkeiten und Know-how sichert. Externe Fluktuation ist gleichermaßen wichtig für das Unternehmen. Mit neuen Mitarbeitern kommt „frisches Blut“ und damit interessantes Wissen in den Betrieb, was manchmal zu Quantensprüngen in der Unternehmensentwicklung führen kann.

Fluktuation gehört deshalb zur gesamten Unternehmensentwicklung. Doch sie muss überwacht und gesteuert werden. Know-how-Abzug etwa und mitgenommene Kunden sind nicht unbedingt förderlich für den Unternehmenserfolg. Um Überraschungen zu vermeiden und gegebenenfalls gegensteuern zu können, sollten die Gründe für Fluktuation bekannt sein.

Einer Studie zufolge, die im Auftrag des deutschen Bundesarbeitsministeriums bei 7000 Beschäftigten und 700 HR-Managern durchgeführt wurde, wird klar, dass der meistgenannte Fluktuationsgrund die Suche nach einem besseren Chef ist. Ähnlich wichtig sind Arbeitsklima und Arbeitsinhalte. Aus Unternehmenssicht ist daher das Augenmerk auf Führungskompetenz und Führungsstil wie auch auf die Unternehmenskultur zu richten. Bei den Arbeitsinhalten ist darauf zu achten, dass weder eine Über- noch eine Unterforderung der Mitarbeiter stattfinden.

Die Angabe von besseren Arbeitsinhalten als Grund für Stellenwechsel zeigt, dass in vielen Firmen die Bedürfnisse nach Entwicklung noch nicht richtig erfasst oder wenig beherzigt werden. Übrigens: Der Wunsch nach mehr Gehalt kommt erst an fünfter Stelle.

Fluktuation in gewissem Rahmen muss sein und entspricht der natürlichen Evolution. Wichtig ist, mit ihr zu leben, sie vorauszusehen, negative Auswirkungen zu vermeiden und Vorkehrungen dagegen bereit zu hal­ten. So, wie der Bauer mit dem Wetter lebt. Er kann mit Hilfe des Wetterdienstes einige Tage vorausschauen, seine Tätigkeit darauf einstellen, Vorkehrungen treffen, wässern bei Trockenheit, für Abläufe sorgen bei Wolkenbrüchen usw. Auch er lebt im Ungewissen und wägt ab, soll ich Futter zukaufen oder kann ich alles selber produzieren und wieviel geht mir eventuell durch ungenügende Düngerzugabe verloren. Unternehmensführer müssen sich die Frage stellen, wie „schmerzhaft“ und finanziell schädlich die Fluktuation in ihrem Haus ist. Gibt es ein In­strument im Haus, das die Fluktuationsgründe erfasst, damit schädliche Auswirkungen eliminiert werden?    jb